Gut, dass es mich gibt
- 23. Mai 2017
Neulich in einem sozialen Netzwerk. Ein Teilnehmer postete einen Beitrag mit dem Wortlaut: "Gut, dass es mich gibt." Sonst nichts.
Das war mutig. Sehr mutig sogar in unserer Gesellschaft, in der man sich kollektiv darauf geeinigt hat, sich selbst nicht gut finden zu dürfen. Es gilt als anmaßend, als eitel, als hochmütig, wenn ich mich darüber freue, dass es mich gibt. Untermauert wird diese "Spielregel" durch altbekannte Sprüche wie z.B. "Hochmut kommt vor dem Fall" oder auch ganz ähnlich "Wer hoch klettert, wird tief fallen".
Negative Glaubenssätze rauben Kraft
Solche Glaubenssätze drücken einen Menschen zu Boden und nehmen ihm die Luft zum Atmen. Seine Gaben und Talente, seine Fähigkeiten, seine ganz eigene Art zu sein werden einfach ausgeblendet. Dieser Mensch darf selbst über sich nicht sagen, hey, ich bin gut. Nein, das wäre angeberisch. Ein anderer Mensch hingegen dürfte laut unserer Spielregeln sagen, hey, du bist gut. Doch nur in den seltensten Fällen geschieht das auch. Am ehesten wird während einer Trauerrede über den lieben Verstorbenen gut gesprochen. Das sind die Gelegenheiten, bei denen es vor Lobeshymnen nur so wimmelt. Ist es nicht seltsam, dass wir uns Gutes sagen, wenn wir es mit den Ohren des Körpers nicht mehr hören können? Warum denn nicht zu Lebzeiten, wenn wir uns drüber freuen können?
Dieser Satz "Gut, dass es mich gibt" hat mich berührt, weil er genau das sagt, was mir die Schutzengel meiner Klienten immer und immer wieder sagen. Und sie bitten mich, es unbedingt an ihre Schützlinge weiterzugeben! Unbedingt!
Schutzengel schauen in die Tiefe der Seele
Als mich ein Schutzengel zum ersten Mal bat, seinem Schützling - meiner Klientin - zu sagen, dass sie richtig ist, wie sie ist, war ich sehr verwundert. Ich fand diesen Menschen, der da vor mir saß, vollkommen gut und richtig. Als ich meiner Klientin sagte, was ihr Schutzengel mir aufgetragen hatte, ihr mitzuteilen, wusste ich, warum es ihrem Schutzengel so unendlich wichtig war, denn in der nächsten Sekunde tropften ihr die Tränen über die Wangen. Meine Klientin sah sich selbst mit vollkommen anderen Augen. Sie fand sich nicht nur nicht gut, sie hatte so viel an sich auszusetzen, dass ein 800 Seiten-Roman zu kurz gewesen wäre. Es gab wirklich nichts, was sie an sich hätte loben können.
Nach einer Weile schaute sie mich fragend an. Hatte sich ihr Schutzengel nicht geirrt? Er musste jemand anders meinen. Doch auch nach nochmaligem Nachfragen bei ihrem Schutzengel konnte ich ihr das Gesagte nur wiederholen. Und dann geschah etwas Wunderbares: ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. Ein Lächeln, zaghaft zwar, aber immerhin - ein Anflug von Freude und von Hoffnung!
Wie genial, wie berührend solche Momente sind, kann ich kaum beschreiben. Das sind die Augenblicke, in denen mir immer wieder bewusst wird, warum ich diese Arbeit mache. Da ist jemand, der sagt (und es auch so meint!), dass sein Schützling gut ist. Dass er richtig ist, wie er ist. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass das für die geistige Welt nicht bedeutet, dass man an sich nichts mehr optimieren oder verbessern kann. Aber so, wie man im Moment ist, ist man gut!
Der Wunsch perfekt zu sein
Vielleicht fällt es Menschen schwer, sich gut zu finden, weil sie damit gleichzeitig "perfekt sein" meinen. Nun, aus Sicht der geistigen Welt ist es nicht möglich, perfekt zu sein. Im Gegenteil, denn perfekt sein ist gleichbedeutend mit Stillstand und damit mit dem Tod. Leben hingegen bedeutet Entwicklung, Evolution. Leben ist Bewegung, Veränderung und Wachstum. Wenn wir das verstehen, werden wir auch verstehen, dass wir GUT sind, ohne perfekt sein zu müssen.
Unseren geistigen Helfern geht es nicht darum, uns zu Perfektionisten zu machen. Was sie lieben ist, wenn wir unser Selbst entwickeln. Klingt kompliziert? Naja, es bedeutet nichts anders, als uns selbst kennenzulernen und das zu sein, was uns ausmacht.
Was macht dich aus?
Und ich meine nicht, dass du vielleicht gut nähen oder gärtnern kannst.
Die Gaben unserer Seele erkennen
Von den Schutzengeln habe ich gelernt, dass es um ganz andere Dinge geht. Zum Beispiel um die Fähigkeit mutig zu sein oder loyal.
Das sind ganz selbstverständliche Dinge? Aus Sicht der Schutzengel nicht. Es sind Tugenden, die aus der Tiefe unserer Seele kommen und die leider viel zu oft übersehen und nicht gewürdigt werden. Die Ursachen dafür liegen in unseren Glaubenssätzen und seelischen Verstrickungen aus diesem und aus früheren Leben. Die spannende Aufgabe in diesem Leben ist es dann, diese Fähigkeiten neu zu entdecken und "sich wieder zu eigen" zu machen, d.h. ganz bewusst zu leben - und sich darüber zu freuen!
- Mutig ist, wer an seiner Angst vorbeigeht und sie hinter sich lässt.
- Loyal ist, wer zu sich oder einem anderen Menschen steht, egal, was geschieht.
- Wer liebt öffnet sein Herz in Frieden für sein Gegenüber.
- Um fair zu sein, braucht es einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.
- Bescheidenheit ist keine Zier, sondern zeugt davon, dass man seinen Platz im großen Ganzen erkennt.
- Wer dankbar ist, sieht Gott in allem was ist.
- Optimismus ist die Fähigkeit, nicht zu erwarten, sondern zu hoffen.
- Ein Sinn für Schönheit ehrt alles was ist: die Blume, das Bild, die Musik
- Ein Mensch mit Urteilskraft besitzt neben einem Sinn für Gerechtigkeit auch die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen.
- Freundlich ist, wer das, was ihm entgegenkommt, ohne Wertung annimmt.
- Humor ist eine Eigenschaft, die Lachen und Lebensfreude in die Welt bringt.
Diese Liste ist nicht vollständig, doch sie gibt einen Einblick in das, was die Schutzengel damit meinen, wenn sie sagen: Du bist gut und es ist gut, dass es dich gibt!
Finde deine Seelenschätze
Dein Schutzengel blickt in die Tiefe deines Herzens und entdeckt dort vergrabene Schätze! Sein Wunsch ist es, diese Schätze ans Tageslicht zu holen und dir zu zeigen, WIE GUT DU BIS!
Ich bin immer wieder überrascht, was die Schutzengel an Schätzen finden, von denen ihre Schützlinge nicht einmal ahnen, dass sie sie haben.
"Gut, dass es mich gibt" sagt auch, "ich bin wert".
Wertschätzung ist ein hohes Gut in unserer Zeit, in der viel geurteilt und "be-wertet" wird. Im Begriff der Wertschätzung aber liegt das, worum es unseren Schutzengeln wirklich geht: dass wir unseren Wert schätzen. Nicht mehr und nicht weniger. Wertschätzen, was uns ausmacht und ebenfalls wertschätzen, was wir an uns noch verändern können. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern damit, das Leben - und damit auch uns selbst - anzunehmen.
So wie der Mensch, der so wunderbar postete: Gut, dass es mich gibt.