Das Lebensspiel und seine Regeln

Vor etwa 20 Jahren las ich "Das Lebensspiel und seine Regeln" zum ersten Mal. Damals, ich stand ganz am Anfang meiner Selbsterkenntnis, faszinierte mich die Sichtweise der Autorin auf das Leben sehr. Wie kann es sein, dass ich selbst verantwortlich bin für das, was ich in meinem Leben erschaffe? Aber ... die Menschen, das Leben, die Arbeitgeber, ... ich bin völlig machtlos, das sehe ich doch jeden Tag. So faszinierend die Lektüre war, so schnell hatte ich das Buch beiseite gelegt. Zu unrealistisch, ja fast weltfremd erschien es mir damals.

Mittlerweile sind viele Jahre vergangen und ich habe viel gelernt, an mir gearbeitet und mich mit den verschiedensten Formen der Bewusstwerdung beschäftigt. Die Kraft der Gedanken war dabei immer wieder Thema, doch obwohl ich deren Bedeutung mit dem Kopf durchaus verstanden habe, scheiterte es doch an der praktischen Umsetzung. Denn positives Denken funktioniert bei mir nicht. Wenn es mir nicht gut geht, reicht es mir nicht zu sagen: "Alles wird gut." Es folgt umgehend der Gedanke: "Und wie soll das gehen? Ich bin ohnmächtig in dieser Angelegenheit."

Vor einigen Monaten wurde ich von mehreren Menschen unabhängig voneinander auf "Das Lebensspiel und seine Regeln" hingewiesen. Das müsse ich unbedingt lesen, das Buch sei super. Die Häufigkeit war wirklich auffallend. Ich suchte also meine Bücherregale durch und ... fand nichts. Hatte ich das Buch vor lauter Nichtverstehen etwa verschenkt? Das war offensichtlich der Fall und dies zeigte mir deutlich, dass es immer eine richtige Zeit gibt für Erkenntnis und Verstehen. Erst heute bin ich sozusagen "reif" für Florence Scovel Shinns Sicht auf das Leben, um mich noch einmal damit zu befassen.

Und so lese ich das Buch heute mit anderen Augen. Nach wenigen Seiten fühlte ich mich leichter, stärker, hoffnungsvoller, zuversichtlicher. Florence Scovel Shinn erklärt, dass wir das in unser Leben ziehen (Gesetz der Anziehung), was wir denken, wovon wir überzeugt sind (auch unbewusst). Gut, das wusste ich schon, doch sie gibt zahlreiche Beispiele für die "richtigen Worte", mit denen wir das Gewünschte anziehen. Ihre "kraftvollen Worte" sind verbunden mit einem unerschütterlichen Glauben an eine universelle Energie, nennen wir sie Gott oder AllEins oder Kosmos, die auf unsere Bitten antwortet, und zwar ohne Wenn und Aber.

Das Buch ist gespickt mit Fallbeispielen, in denen die Autorin für ihre Klienten "das Wort gesprochen" hat, also für Menschen, die sich selbst nicht in der Lage sahen, so ins Vertrauen in diese große Kraft zu gehen, wie die Autorin selbst. Erst nachdem sich diese Worte erfüllt hatten, konnten auch sie selbst ihre Einstellung verändern und von nun an ihre Gedanken zuversichtlich auf gute Lösungen für Wohlstand, Gesundheit und Glück ausrichten. Die Beispiele verdeutlichen wunderbar, in welchen Lebenssituationen die Kraft der Worte hilfreich ist und welche Formulierungen wir wählen können. So habe ich mir einiges herausgeschrieben, um es jederzeit griffbereit zu haben. Wer sich an blumigen und manchmal religiösen Formulierungen stört, für den mag das Buch möglicherweise nicht geeignet sein, trotzdem möchte ich einladen, sich der Magie der Worte unvoreingenommen zu öffnen und zu beobachten, was sie bewirken - im Denken und im Herzen. Wie gesagt: Schon beim Lesen der von mir notierten Worte fühle ich mich leichter und kraftvoller.

Florence Scovel Shinn lebte Anfang des 20. Jahrhunderts in New York, sie war Illustratorin, Autorin und Weisheitslehrerin. Mit ihren Büchern schuf sie wahrlich zeitlose Literatur. Ich denke, dass dieses Buch in 20 Jahren ebenso hilfreich sein wird wie heute. Klare Leseempfehlung also für diejenigen, die konkrete Hilfestellung dabei wünschen, ohnmächtige Hoffnungslosigkeit in kraftvolle Zuversicht und Gewissheit zu verwandeln.